Liebe SELAM-Freundinnen und Freunde,
Aufmerksamen Besucherinnen und Besuchern unserer Homepage wird nicht entgangen sein, dass wir im Frühling für eine Nothilfe-Aktion im Tigray Spenden gesammelt haben. Die Aktion wurde vom äthiopischen Leitungsteam des Elshadai-Kinderdorfes in Wukro (www.wukrokinder.ch) durchgeführt. Die Stadt Wukro liegt ca. 50km nördlich von Mekelle, der Hauptstadt der Region Tigray. Vielleicht fragen sich einige, wie SELAM Schweiz dazukommt, für ein anderes Hilfswerk Spenden zu sammeln. Die Antwort lautet, dass der Vorstand unseres Trägervereins vor 2 Jahren einen Verhandlungs- und Abklärungsprozess über die Integration des Schweizer Wukro-Projektteams in den Verein Kinderheim SELAM begonnen hat. Ende Mai haben die Mitglieder unseres Vereins mit grossem Mehr zugestimmt, Spendenverwaltung und Projektbegleitung von Elshadai Wukro in unseren Verein zu integrieren. Gleichzeitig wurde Monika Gilgen-Keller vom Wukro-Projektteam in den SELAM Vorstand gewählt. Im Folgenden gibt uns Monika Gilgen selber Auskunft, wie es zu diesem Schritt kam, was das Kinderdorf Elshadai ist und macht und wie es aktuell um das Kinderdorf im Konfliktgebiet steht.
Liebe Grüsse
Christoph Zinsstag
Programmdirektor
Interview mit Monika Gilgen-Keller
Christoph: Monika, kannst du dich kurz vorstellen?
Monika: Sehr gerne! Ich bin verheiratet und freue mich als Familienmensch über zahlreiche Nichten, Neffen und Patenkinder. Als Bankfachfrau engagiere ich mich in der Kundenberatung einer nachhaltig orientierten Bank. Dabei liegt es mir am Herzen Menschen bedürfnisorientiert zu begleiten. Seit 11 Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich im Bereich der Entwicklungshilfe und im Fundraising für das äthiopische Waisenkinderdorf Elshadai in Wukro. Dabei ist mir Hilfe zur Selbsthilfe ein grosses Anliegen.
Christoph: Wie bist du mit dem Kinderdorf Elshadai in Berührung gekommen? Monika: Angefangen hat es im Sommer 2010 mit einem Arbeitseinsatz vor Ort. Mich hat die Not von Kindern, im Speziellen von Waisen, zur Tat bewegt.
Christoph: Wer gehört zu eurem Projektteam und was hat euch zu einem solch aussergewöhnlichen Engagement bewegt? Monika: Zum Projektteam gehören:
Susanne Bättig: Sie ist zuständig für Fundraising und Marketing.
Annette Vogt Widmer: Sie unterstützt uns in rechtlichen und strukturellen Fragen und im Fundraising.
Christian Gilgen: Er ist mein Ehemann und engagiert sich im Bereich Netzwerk und Fundraising.
Es gibt vielfältige Beweggründe, die unser Engagement prägen. Mich bewegt, dass äthiopische Waisenkinder kaum Chance haben in unserer Welt, wenn es nicht Menschen gibt, die sich für sie einsetzen.
Christoph: Was macht das Kinderdorf Elshadai?
Monika: Das Kinderdorf in Wukro bietet 160 Waisenkindern ein Zuhause, eine liebevolle Familie und Bildung. Weitere 650 Kindern profitieren von einem Schulbildungsplatz. Aus den Produkten der Elshadai Farm (11ha) werden die Kinder ernährt. Die Landwirtschaft dient sowohl zur Selbstversorgung wie auch als Einkommensquelle, um einen Teil der Betriebskosten zu decken. Die Angestellten des Kinderdorfes sind in der Region stark vernetzt. Sie pflegen wohlwollende Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Familien, die sie in Krisenzeiten gegenseitig zum Zusammenhalt motivieren.
Christoph: Was hat euer Projektteam bewogen, beim SELAM-Verein anzuklopfen?
Monika: Wir durften das gute Werk von SELAM schon viele Jahre mitverfolgen und schätzen die Arbeit von SELAM ganz besonders. Mit dem gesunden Wachstum des Hilfsprojektes Wukrokinder sind wir als kleines ehrenamtliches Projektteam an die Grenzen unserer Kapazität gestossen. Im Rahmen einer detaillierten Situationsanalyse 2019 sind wir zusammen mit der lokalen Dorfleitung zum Schluss gekommen, dass die Weiterentwicklung ein grösseres Netzwerk und intensivere Betreuung erfordert. Wir haben in einer Projektintegration zahlreiche wertvolle Chancen und Synergien entdeckt. Mich persönlich begeistert die Tatsache ganz besonders, dass mit diesem Schritt der Integration alle Beteiligten dazugewinnen.
Christoph: In welchen Bereichen wollt ihr euch als Projektteam innerhalb des neuen Rahmens weiter engagieren? Monika: Wir engagieren uns weiterhin im Fundraising und stehen bei allen Fragen rund um das Kinderdorf in Wukro zur Verfügung. Als neues Mitglied im SELAM Vorstand bringe ich mich gerne auch bei andern Themen ein.
Christoph: Wie steht das Kinderdorf in Wukro aktuell da?
Monika: Die politischen Unsicherheiten in der Region Tigray fordern den Alltag im Kinderdorf stark heraus. Das Waisenkinderdorf blieb bis heute wie durch ein Wunder verschont. Das heisst, niemand wurde verletzt oder hat jemanden in der näheren Familie verloren. Auch Raubüberfälle oder Entwendungen mussten sie nicht durchleben, im Gegensatz zu so vielen in diesem Gebiet. Andererseits haben die Kinder kriegerische Auseinandersetzungen erlebt. Das Dorf und die Menschen leiden unter den Folgen davon. Gleichzeitig durften sie in dieser schweren Zeit zum Hoffnungsträger werden. Durch Sponsoren ermöglicht, konnten Sie vielen Menschen in dieser ländlichen Umgebung Nothilfepakete (Mehl, Öl) verteilen.
Vielen Dank, liebe Monika, für deine Einblicke. Wir freuen uns, dass wir euch als Team mit an Bord haben. Wenn wir diese Zeilen schreiben, stehen wir alle in grosser Ungewissheit. Seit dem 29. Juni haben wir keine telefonische Verbindung mehr mit dem Leitungsteam in Wukro. Wir wissen nicht, wie es ihnen und den Kindern geht, ob das Dorf auch die jetzigen Spannungen unversehrt übersteht. Es bleibt uns „nur“ noch beten!
Spenden für das Kinderdorf Elshadai Wukro
Die Spenden werden neu über den Verein Kinderheim SELAM abgewickelt. Für Spenden, die dem Kinderdorf Wukro zugeteilt werden sollen, bitten wir Sie, den Spendenzweck "Wukrokinder" zu verwenden.
Informationen zu den Bankdaten:
PostFinance
Empfänger: Verein Kinderheim SELAM
Spendenzweck: Wukrokinder
IBAN: CH88 0900 0000 8400 9325 2
Konto: 84-9325-2
Zürcher Kantonalbank
Empfänger: Verein Kinderheim SELAM
Spendenzweck: Wukrokinder
IBAN: CH46 0070 0115 3003 1190 4
Konto: 80-151-4
Über das Hilfsprojekt Wukrokinder
Seit über 25 Jahren bietet das Kinderdorf Waisenkindern ein neues Zuhause. Hier erhalten 160 Kinder eine Unterkunft, warme Mahlzeiten, eine Ausbildung und ärztliche Grundversorgung. Im Kinderdorf wird für die Waisen der Grundstein für eine spätere gesellschaftliche und berufliche Integration gelegt.
Das Ziel des Waisenkinderdorfes Elshadai ist es, die Kinder körperlich, geistig und seelisch zu umsorgen und ihnen, sowie Kindern aus benachbarten Dörfern, mit einer soliden Schulbildung eine Lebensperspektive zu schenken. Das Waisenkinderdorf wird ausschliesslich durch Einheimische geführt. Über 90 Angestellte profitieren von einer Arbeitsstelle in den Bereichen Kinderbetreuung, Schule, Landwirtschaft, Buchhaltung, Projektarbeit usw.
Einige der Angestellten sind Ehemalige, die im Kinderdorf aufgewachsen sind, ein Studium abgeschlossen haben und nun ihre Kompetenzen und Erfahrungen zu Gunsten des Waisenkinderdorfes einbringen. Das Kinderheim bietet vor allem Frauen aus dem Dorf, für die es in dieser ländlichen Gegend kaum Stellen gibt, einen Arbeitsplatz.
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